Zur Geschichte der Reiki-Methode
Beim Reiki-Seminar.
Mikao Usui sitzt vorn zwischen den Frauen.
Die Geschichte der Reiki-Methode
Der Begründer der Reikimethode ist der Japaner Mikao Usui (1865-1926).
Er zog sich im Frühjahr 1922 aus persönlichen Gründen meditierend und fastend auf den rund sechshundert Meter hohen Berg namens Kurama bei Kyoto zurück.
Dieser Ort gilt seit Jahrhunderten als heilig. An seinem einundzwanzigsten Fastentag erfuhr er dort „über und in seinem Kopf ein großes und starkes Licht und danach Satori“. „Satori“ bedeutet im Japanischen „plötzliches Verstehen“, „ein vorübergehender Einblick in die höhere Ordnung“, „das Bewusstsein dehnt sich aus“.
Als er wieder vom Kuramaberg abstieg, stieß er sich seinen Fuß an einer der vielen dort oberirdisch wachsenden Baumwurzeln blutig. Er hielt ihn spontan fest und merkte, dass die Wunde nach einer Weile heilte. Davon überrascht, probierte er das Handauflegen danach mehrfach aus. Mit Erfolg.
Direkt neben Familiengrab von Mikao Usui auf dem Friedhof des Tokioer Saihoji-Tempels steht ein fast drei Meter hoher, eng beschriebener Gedenkstein, den seine Schüler dort ein Jahr nach seinem Tod zur Ehrung seiner Leistungen aufstellten.
In dieser langen Inschrift steht unter anderem, dass er, nachdem er von seiner Erfahrung vom Kuramaberg zurückkam, „zunächst seine Fähigkeiten an sich selber ausprobierte und anschließend an seinen Familienangehörigen.“ So behandelte er erfolgreich die kranke Schulter seiner Frau Sadoko.
Dort steht weiter: „Da es bei den verschiedensten Leiden gut anschlug“, beschloss er, diese Methode „der Öffentlichkeit zugänglich und bekannt zu machen.“
Laut der Inschrift des Gedenksteins „ließ er sich im April 1922 in Harajuka. Aoyama, Tokio, nieder und gründete die Gakkai, um Reiki Ryoho zu lehren und Behandlungen zu geben.“
Das war ein Monat nach seinem Erlebnis auf dem Kuramaberg.
Mit der Gakkai ist die „Usui Reiki Ryoho Gakkai“, die „Gesellschaft für die Reiki-Heilmethode von Usui“ gemeint. Die Gakkai arbeitet bis heute.
Den Begriff „Reiki“ gibt es schon seit langem in Japan. „Rei“ bedeutet so viel wie „spirituell, universell, himmlisch, wunderbar, mystisch, heilig“ und „Ki“ „Energie des Universums“ oder auch „Atmosphäre“.
Der Begriff wurde schon von Therapeuten in der Zeit des Meji-Kaiser Mutsuhito ab 1868 und über 1926 hinaus verwendet.
Auch die Bezeichnung „Reiki Ryoho“ wurde schon vor Mikao Usui für Therapien und Heilbehandlungen verwendet.
„Reiki Ryoho“ heißt übersetzt „Methode zur Heilung mit spiritueller Energie“, wobei „Ryo“ „Heilung“ bedeutet und „Ho“ „Methode“.
So veröffentlichte beispielsweise der Heilbehandler Mataji Kawakami im Jahr 1919 das Buch „Reiki Ryoho und ihre Wirkung“.
Die Unterscheidung der Methode von Mikao Usui von der Arbeit anderer wurde durch die Verwendung des Familiennamens „Usui“ deutlich gemacht.
Zu „Usui Reiki Ryoho“ hätte man auch „Usui Teate Ryoho“ sagen können, was im Japanischen „Usuis Heilung durch Handauflegen“ bedeutet.
"Te" heißt „Hand“. In Japan gibt es eine lange Tradition des Heilens durch Handauflegen.
Im Text auf dem Gedenkstein neben dem Familiengrab heißt es zu seiner Praxis in Tokio, „zahllose Menschen kamen von nah und fern. Sie mussten vor seinem Haus Schlange stehen, um behandelt zu werden. Später, als sein Dojo zu eng wurde, ließ er im Februar 1925 ein neues außerhalb der Stadt in Nakano erbauen.“
„Do“ heißt „Weg“ und „Jo“ „Ort“, ein Dojo ist ein Ort, wo man sozusagen seinen Weg nimmt. Es ist ein Raum, in dem trainiert, praktiziert und ausgebildet wird.
Der Begriff Dojo wird unter anderem auch beim japanischen Aikido und Judo sowie beim Zazen, der japanischen Zen-Meditation, verwendet.
„Wegen des guten Rufs wurde er in viele Städte eingeladen.“ So entstanden in ganz Japan entstanden viele Außenstellen der Gakkai.
Der Gedenkstein für Mikao Usui von 1927
Der Gedenkstein wurde ihm zu Ehren 1927, also ein Jahr nach seinem Tod, von seinen Schülern neben seinem Familiengrab errichtet.
Es ist rund 2,50 Meter hoch und enthält viele Informationen zu ihm und seiner Lebensgeschichte und der Reikimethode.
Auf den Stein stehen zum Beispiel seine fünf Lebensregeln.
Das Foto ist von meiner Reise 2019, als ich das Grab auf dem buddhistischen Saihoji-Friedhof in Tokio besuchte.
Mikao Usui
Mikao Usui lebte von 1865 bis 1926. Er war verheiratet mit Sadoko Usui. Sie hatten eine Tochter, die 1922 neun Jahre und einen Sohn, der vierzehn Jahre alt war.
Nach seiner Erfahrung auf dem Kuramaberg im Frühjahr 1922 eröffnete er wenige Wochen später im April 1922 in Tokio seine Praxis und behandelte dort mit Reiki und begann Reikiseminare zu geben.
Im September 1923 gab es ein schweres Erbeben in Tokio. Infolgedessen verloren plötzlich anderthalb Millionen Menschen ihr Zuhause. Es gab viele Tote und über 180.000 Verletzte. Von denen konnte nur ein Bruchteil medizinisch versorgt werden, da die Krankenhäuser ebenfalls zerstört waren.
Mikao Usui und die acht schon von ihm ausgebildete Lehrer sowie weitere Gakkaimitglieder zogen wochenlang durch die Stadt und behandelten Verletzte.
Gizo Tomabechi, der spätere Verkehrsminister in Japan, schrieb in seiner Autobiografie „Kaiku Roku“, „Meine Memoiren“:
„Nach dem Großen Kanto-Erdbeben im Jahr 1923 war ich oft bei Mikao Usui Sensei und beobachtete ihn bei der Behandlung von Verletzten. Ich sah, dass Reiki Ryoho sehr effektiv die körperlichen und psychologischen Krankheiten heilte. Mit voller Überzeugung lernte ich deshalb Reiki und bekam mein Zeugnis als Shihan.“
Mikao Usui erhielt wohl später, wie viele tausende andere Mithelfende auch, ein kaiserliche, amtliche Ehrenurkunde für seine „Verdienste bei der Bewältigung der Folgen des Erdbebens“.
Laut Kimiko Koyama, der 6. Präsidentin der Usui-Reiki-Gakkai, gab „die Gakkai mehreren Tausenden Behandlungen."
Sie berichtete weiter: "Das Erdbeben veränderte die Gakkai stark. Vor dem Erdbeben war Mikao Usui der Einzige, der andere Menschen einweihte“, also in die Reikimethode ausbildete, „nun teilte er sein Wissen.“ Das heißt, ab 1923 begann er, Reikilehrer auszubilden.
Kimoko Koyama
Kimiko Koayama (1906-1999) war Reikilehrerin und die 6. Präsidentin der von Mikao Usui 1922 gegründeten "Usui Reiki Gakkai", der "Usui Reiki Gesellschaft".
Hartue Nagano, der 1923 von Mikao Usui ausgebildet wurde, erzählte über die Verdienste von Kimiko Koyama für die Gakkai in der Zeit nach dem Krieg:
"Einer nach dem anderen verstarben die ursprünglichen Shihans (Reikilehrerinnen und Reikilehrer) und einige Zweigstellen (der Usui-Reiki-Gakkai) mussten schließen. Aber dank der Bemühungen von Kimiko Koyama Sensei ("Sensei" ist eine Ehrbezeichnung für eine Lehrerin oder ein Lehrer) hat sich die Gakkai wieder gut entwickelt und ist so zu neuem Leben erwacht." Das war in den Jahren nach 1945, als Kimiko Koyama als langjähriges Mitglied sehr aktiv für die Gakkai tätig war.
Der 5. Präsident der Gakkai, der Vizeadmiral Hoichi Wanami (1883-1975), war ein von Mikao Usui ausgebildeter Reikilehrer. Er bat, als er alt wurde, Frau Kimiko Koyama, seine Reikipatienten zu übernehmen. Sie wurde nach ihm von 1975 bis Januar 1998 die 6. Präsidentin der Usui-Gakkai.
Sie begann mit diesem Amt als fast Siebzigjährige und leitete die Gakkai noch als über Neunzigjährige.
In ihrem Buch "Das Licht der Liebe" schildert sie ihre Gedanken und vielfältigen Erfahrungen, die sie in ihrem Leben mit Reiki machte.
Kimiko Koyama sagte über ihr Leben: "Ich arbeite so gut ich kann jeden Tag für die Götter und kümmere mich um mich selbst. Ich habe das Gefühl, dass ich von etwas Größerem geleitet werde. Ich gebe immer mein Bestes und schlafe manchmal nachts nicht, weil ich meinen Klienten Reiki schicke."
Das Handbuch von Mikao Usui
Mikao Usui gab bei den Reiki-Seminaren seinen Schülerinnen und Schülern ein Handbüchlein mit, das "Hikkei".
In dem sind Handpositionen für Behandlungen von Problemen angegeben, außerdem Gedichte des Meji-Kaisers und ein Interview mit Mikao Usui zur Reiki-Methode.
Möchtest Du das Interview lesen?
Die Schüler und Schülerinnen von Mikao Usui
In den vier Jahren von 1922 bis zu seinem Tod durch einen Herzinfarkt auf einer Seminarreise im Jahr 1926 bildete er, laut der Inschrift auf dem Gedenkstein, über 2.000 Reikischülerinnen und Schüler in ganz Japan in den Shoden und Okuden aus.
Der Shoden entspricht dem westlichen 1. Grad und der Okuden dem 2. Grad.
Von diesen wiederum wurden zwanzig Reiki-Lehrer.
Die unterstützten ihn bei seinen Seminaren und bildeten auch in eigenen Seminaren in ihren Zweigstellen aus.
Manche dieser zwanzig Lehrer und deren Schülerinnen und Schüler blieben nach Mikao Usuis Tod weiter in der Usui-Gakkai, andere verbreiteten unabhängig von der Gakkai die Reikimethode.
Die sehr aktiven Reikilehrerin und Musikerin Ishie-Imae Mine lebte von ca. 1877 bis ca. 1980. Sie leitete die Gakkai-Zweigstellen in Kobe und Hyogo und wurde über einhundert Jahre alt.
Sie veröffentlichte 1967 ihre Autobiografie „Neunzig Jahre meines Lebensweges“. In diesem japanischen Buch stehen Informationen und Daten über diese zwanzig Lehrer.
Das waren unter anderem Umetaro Mine (1865-1934), der Mann von Ishie-Imae Mine, Juzaburo Ushida (1865-1935), der auf Mikao Usui folgende zweite Präsident der Usui-Gakkai, der spätere dritte Präsident Kanichi Taketomi (1878-1960) und der fünfte Präsident Hoichi Wanami (1883-1975), Kozo Ogawa, Chujiro Hayashi (1880-1940), Gizo Tomabechi (1880-1958), der ab 1947 japanischer Verkehrsminister war, sowie Shiro Isoda, ein Naturwissenschaftler, der die Zweigstellen in Hiroshima, Suma und Kyoto leitete. Laut Frau Kimiko Koyama (1906-1999), der sechsten Präsidentin der Gakkai, war „seine Ehefrau bekannt für ihre Erfolge mit Reiki.“
Das Foto aus dem Jahr 1926 zeigt Mikao Usui und diejenigen Schüler, die von ihm selbst zu Reikilehrern ausgebildet wurden.
Die Anmerkung unter dem Foto heißt übersetzt: „Alle Mitglieder, die Reiju geben dürfen“. Mit Reiju ist das Einstimmen in die Reikigrade gemeint.
Mikao Usui sitzt in der zweiten Reihe als Dritter von links. Rechts neben ihm im hellen Kimono ist Juzaburo Ushida, der auf Mikao Usui folgende zweite Präsident der Usui-Gakkai. Hinten links steht Kanichi Taketomi, der nach Juzaburo Ushida den Vorsitz der Gakkai übernahm. Gizo Tomabechi fehlt als Einziger auf dem Foto. Vorne links sitzt Chujiro Hayashi, der 1926 gerade Reikilehrer geworden war.
Alle waren Mitglieder der von Mikao Usui gegründeten Usui-Gakkai.
Churijo und Chie Hayashi
Chujiro Hayashi vorn zwischen den Frauen nach einem Reikiseminar
Chujiro Hayashi begann im Mai 1925 bei Mikao Usui mit der Reikiausbildung. Innerhalb von zehn Monaten, kurz bevor Mikao Usui im März 1926 verstarb, wurde er von ihm vom ersten Grad bis zum Reikilehrer ausgebildet.
Er bildete daraufhin einzelne Personen in Reiki aus. Sehr wahrscheinlich seine Frau Chie und ihre Tochter Kiyoe und ihr Sohn Tadayoshi. Denn diese wurden laut der Mitgliederlisten der Usui-Reiki-Gakkai vom Juli 1927 dort schon als Reikipraktizierende aufgeführt.
Als er Pensionär wurde, eröffnete er 1931 in Tokio eine Reikipraxis mit zwei Räumen gemeinsam mit seiner Ehefrau Chie, die die umfangreiche Arbeit am Empfang machte.
In ihrem kleinen Familienunternehmen gab es Liegen für acht Personen, an denen die Reikischülerinnen und Reikischüler täglich Bedürftige behandelten.
Chujiro Hayashi hatte alle von Mikao Usui unterrichteten Techniken bei ihm gelernt, die Byosen-Scan-Technik, Reiji-Ho und Mawashi, Hatsurei-Ho und die Emotionalbehandlung, Fernreiki und weitere Techniken.
Er entwickelte zusätzlich zu diesen Techniken und den Handpositionen aus dem Hikkei von Mikao Usui neue Handpositionen und Behandlungsmöglichkeiten. „Diese Art unterschied sich wesentlich von dem, was er von Mikao Usui ihm beigebracht hatte. Durch diese Veränderungen erschuf er seinen eigenen Reiki-Stil.“ (Zitat von Seite 27 "Reiki-Kompendium" von Frank Arjaya Petter/ W. Lübeck/ W. Rand)
Der „Hayashi-Reiki-Stil“ unterscheidet sich vom „Usui-Reiki-Stil“ in einigen Techniken und Handpositionen.
Für die zum Teil von Mikao Usui übernommenen und zum Teil auch neuen Handpositionen von ihm gab er für die Reikiseminare ein Heft heraus, das „Ryoho Shishin".
Die Hayashis, eine Reiki-Familie
Chujiro und Chie Hayashi waren wie ihre Tochter Kiyoe und ihr Sohn Tadayoshi laut der Mitgliederlisten der Usui-Reiki-Gakkai vom Juli 1927 Reikipraktizierende.
Der im Jahr 1903 geborene Tadayoshi studierte später an der Keio-Universität in Tokio.
Die im Jahr 1910 geborene Kiyoe begleitete ihren Vater Chujiro 1938 auf der sechsmonatigen Reikireise nach Hawaii zu Hawayo Takata. Während Chujiro Hayashi und Hawayo Takata auf Hawaii zusammen Reikiseminare durchführten, bot sie in dieser Zeit nachweislich Kurse zur Teezeremonie und zu Ikebana an. Sie heiratete später einen Koreaner und zog mit ihm nach Korea. Dort soll sie als Reikilehrerin unterrichtet haben.
Chujiro Hayashi gründete seine eigene Gakkai, die „Hayashi Reiki Kenkyukai“, deren zweite Präsidentin seine Ehefrau Chie Hayashi war.
Chie Hayashi praktizierte ebenfalls schon spätestens ab 1927 Reiki.
Sie bildete als Reikilehrerin spätestens ab 1937 bis nach 1954, sowohl in Tokio als auch in verschiedenen Städten Japans in Seminaren in Reiki aus.
Chie Hayashi als Reikilehrerin mit gefalteten Händen in der ersten Reihe in der Mitte.
Hawayo Takata
Hawayo Takata und Chujiro Hayashi 1938 auf Hawaii
Hawayo Takata (1900-1980) kam aufgrund einer Empfehlung in die Praxis der Hayashis und wurde dort behandelt.
1935 ließ sie sich von Chujiro Hayashi in den Shoden und Okuden ausbilden. Der Shoden und Okuden entspricht dem 1. und 2. Grad. Sie schrieb von den gelernten Reikitechniken in ihren Aufzeichnungen von 1935.
Diese Techniken lehrte sie auch ab 1938 als Reikilehrerin auf Hawaii.
Das Foto oben mit Hawayo Takata und Chujiro Hayashi ist von 1938 auf Hawaii,
als die beiden dort zusammen ein halbes Jahr lang Reikiseminare gaben.
Auch Hawayo Takata erhielt das Ryoho Shishin, das „Behandlungs-Leitfaden“-Heftchen, bei ihrer Ausbildung 1935 von Chujiro Hayashi.
Auszüge aus dem Leitfaden stehen bei www.ReikiGreyBook.com.
Ihre Tochter Alice Emiko (1925-2013) druckte nach dem Tod ihrer Mutter 1980 hundert Exemplare mit der Kopie des Handbuches und anderem.
Es wurde "The Grey Book", "Das Graue Buch" nach seinem grauen Leinwandeinband genannt. Alice übergab die Exemplare 1980 den von Hawayo Takata ausgebildeten 16 Reikilehrerinnen und 5 Reikilehrern und anderen Reikipraktizierenden.
Hawayo Takata und Chujiro Hayashi bei einem ihrer gemeinsamen Reiki-Seminaren auf Hawaii. Das Foto ist aus der hawaiianischen Zeitschrift "Hawaii Hochi" vom
4. März 1938. Hawayo Takata zeigt, links neben der Liege sitzend, Handpositionen. Chijiro Hayashi sitzt dahinter in der ersten Reihe geradezu am Stuhlreihen-Durchgang mit dunklem Schlips.
Am Ende des Durchgangs sind an der Wand Schriftzeichen auf einer Schriftrolle zu erkennen. Solche Schriftrolle, eine Kakejiku, bekamen alle Reikilehrerinnen und Reikilehrer. Die Schriftrolle von Hawayo Takata erbte eine Reiki-Praktikerin in Idaho.
Chujiro Hayashi kam mit seiner erwachsenen Tochter Kiyoe, die ebenfalls Reiki praktizierte, vom 2.10.1937 bis zum 22.2.1938 nach Hawaii zu Besuch.
Chujiro Hayashi und Hawayo Takata gaben beide zusammen, laut den rund siebzig Artikeln in den hawaiianischen Tageszeitungen aus dieser Zeit, vierzehn Fünf-Tages-Seminare und bildeten so rund vierhundert Menschen in Reiki aus.
Weshalb sich die Reikitechniken veränderten
Hawayo Takata (1900-1980) lebte als Witwe mit ihren beiden Töchtern auf Hawaii, einem Bundesstaat der USA. Viele Familien aus Japan waren vor 1900 nach Hawaii ausgewandert, um dort hauptsächlich auf den Plantagen zu arbeiten, so auch die Eltern von Hawayo Takata. Auch sie arbeitete jahrelang auf einer Zuckerrohrplantage.
1935 erlernte sie den Shoden und Okuden von Chujiro Hayashi in Tokio, am Ende des Besuchs von ihm im Februar 1938 erhielt sie von ihm die Urkunde als Reikilehrerin.
Hawayo Takata hatte 1937 ihre Behandlungspraxis auf Hawaii eröffnet und behandelte dort. Ab März 1938 war sie auch als Reikilehrerin tätig. In ihren Reikiausbildungen gab sie die von Chujiro Hayashi gelehrten Techniken des Shoden und des Okuden an ihre Schülerinnen und Schüler weiter.
Das berichteten einige ehemalige, noch lebende Schülerinnen von ihr, die der Reikiforscher Justin Stein Anfang der 2010er auf Hawaii befragte. Ruth Fujimoto (1918-2012) wurde als 21jährige von Hawaya Takata 1939 in Reiki ausgebildet, Yoshie Kimura (1920-2015) erlernte als 20jährige um 1940 von Hawayo Takata Reiki und praktizierte ab da rund siebzig Jahre lang fast täglich Reiki.
Nach dem japanischen Angriff des US-amerikanischen Marinestützpunkt auf der hawaiianischen Insel Pearl Harbor im Dezember 1941 galt bis zum Ende des Pazifikkrieges im September 1945 das Kriegsrecht in den USA, auch auf dem US-amerikanischem Bundesstaat Hawaii.
Ab 1942 bis 1945 wurden alle japanischstämmigen amerikanischen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger, die in den am Pazifik angrenzenden Bundesstaaten lebten, in den USA in Concentration Camps, in Konzentrationslager, eingesperrt, viele starben dort. Die rund 160.000 auf Hawaii lebenden Menschen japanischer Abstammung, das waren rund 33 bis 40 % der dortigen Gesamtbevölkerung, sollten ebenfalls in einem Concentration Camp zwangsinterniert werden.
Dass das nicht passierte, war nur dem Umstand zu verdanken, dass die wohlhabenden weißen Großplantagenbesitzer auf Hawaii fast komplett auf die japanischen Feldarbeiterinnen und Feldarbeiter angewiesen waren und sie eine Ausnahme nur für Hawaii erreichen konnten. So blieben alle in ihren Häusern wohnen.
Man konnte damals aber sofort inhaftiert werden bei einem Verdacht auf Spionage oder Feindestreue, wozu beispielsweise die Verehrung des japanischen Kaisers zählte.
Unter diesem großen Druck entjapanisierte Hawayo Takata wohl die Reikimethode und christianisierte sicherheitshalber den Buddhisten Mikao Usui zu einem christlichen Priester beziehungsweise Dozenten an einer christlichen Universität in Japan mit einem US-amerikanischen Abschluss um.
Mikao Usui und Chujiro Hayashi haben, entgegen dem, was im westlichen Raum erzählt wird, nachweislich keinerlei Doktortitel und waren auch keine Ärzte. Der Titel "Dr." für beide ist wohl ein Interpretationsfehler des japanischen Wortes "Sensei". Diese Höflichkeitsbezeichnung wurde und wird in Japan immer zusammen mit dem Nachnamen verwendet, wenn man von seinem oder von einem Lehrer oder Lehrerin, Arzt oder Ärztin, Rechtsanwalt oder Professorin spricht.
Im 1. Grad unterrichtete Hawayo Takata ab 1942 als Reaktion auf den Krieg von nun an keine der bei Chujiro Hayashi gelernten Techniken mehr. Sie vermittelte anstelle dessen die von ihr neu entwickelte und sehr effektive Technik der standardisierten Grundbehandlung mit zwölf festen Handpositionen.
Im 2. Grad gab sie noch die zwei Techniken der Fernbehandlung und der Emotional-Mental-Harmonisierung weiter.
Das beides behielt sie auch nach dem Ende des Pazifikkrieges im September 1945 so bei.
Hawayo Takata wurde ab 1948 in die USA zum Kursgeben eingeladen und begann dort die Reikimethode zu verbreiten. Sie reiste in den 32 Jahren bis zu ihrem Tod im Jahr 1980 sehr oft in die USA und nach Kanada und gab dort unzählige Ausbildungsseminare.
Sie unterrichte dabei im 1. Grad nur ihre Grundbehandlung und im 2. Grad die Fernbehandlung und die Emotional-Mental-Harmonisierung.
Hawayo Takata meinte später als Begründung für ihr Nichtweitergeben der von Chujiro Hayashi gelernten Reikitechniken in ihren Seminaren in Amerika: Das japanische Reikisystem wäre „höchst komplex, erfordere langes Training und wäre eng mit Religiösem verwoben“, so dass ihr „dieser Ansatz für Nichtjapaner nicht geeignet“ erschien.
Die Behandlungstechnik des Chakrenausgleichs, die von manchen in der Ausbildung in den 1. Grad gelehrt wird, entwickelte der Amerikaner Arthur Robertson in den 1990ern. Nach seiner Reikiausbildung begann er seine schon vorher praktizierte Chakrenarbeit mit der Reikimethode zu kombinieren.
Zum 3. und 4. Reiki-Grad:
Der Shihan-Kaku war der 3. Grad, der im westlichen Raum auch "Meistergrad" genannt wird. "Kaku" bedeutet "Assistent" oder "Assistentin", "Shihan" "Lehrer" oder "Lehrerin".
Der "Shihan" war der 4. Grad, mit dem man andere in den 1. bis 4. Grad ausbilden konnte.
Am Ende der individuellen Lehrzeit als Assistent oder Assistentin bei Seminaren und Übungstreffen wurde von dem Lehrer oder der Lehrerin bei dem entsprechenden Können die Urkunde für den 4. Grad überreicht.
Beide Grade waren bei Mikao Usui ohne Behandlungstechniken, denn es ging bei diesen zwei Graden nicht um Behandlungen, sondern um die Begleitung und Ausbildung von anderen. Da Hawayo Takata sie deshalb nicht anpassen musste, gab sie diese zwei Grade inhaltlich unverändert weiter.
Schon seit Jahrzehnten werden diese zwei Grade unabhängig voneinander unterrichtet. Damit wird denen, die sich persönlich weiterentwickeln möchten, aber in sich nicht den Wunsch verspüren, deshalb Lehrerin oder Lehrer werden zu müssen, das ermöglicht. Denn durch die weitere Einstimmung und die Anwendung des Zeichen des 3. Grades intensiviert sich die persönliche und spirituelle Entwicklung.
Hawayo Takata bildete in den 4. Lehrgrad neben ihrer Schwester Imako und ihrer Enkelin Phyllis Lei Furumoto fünfzehn weitere Frauen und fünf Männer aus. Diese lebten alle in den USA und in Kanada, bis auf ihre Schwester, die wie sie zeitlebens auf Hawaii wohnte.
Diese 22 von ihr ausgebildeten Reikilehrerinnen und Lehrer gaben die Reikitechniken und die Informationen zu Mikao Usui, so wie sie die von Hawayo Takata gelernt hatten, wiederum an ihre Reikischülerinnen und Schüler und in Büchern weiter.
Ein Jahr nach Hawayo Takatas Tod, 1982, bekamen alle 22 von ihrer Tochter Alice Takata Furumoto (1925-2013) ein von Alice selbst herausgegebenes Buch, das sogenannte "Graue Buch" zum Andenken an Hawayo Takata.
Dieses Buch hat rund 75 Seiten und auf dem Einband aus grauem Leinenpapier stehen nur die beiden japanischen Schriftzeichen für Rei und Ki. Alice Furumoto, die ebenfalls Reikipraktizierende war, ließ davon 100 Exemplare drucken. Die anderen Exemplare verschenkte Alices Tochter Phyllis Lei Furumoto (1948-2019) in den darauffolgenden Jahrzehnten an ausgewählte Reikipraktizierende.
Im Buch stand komplett der „Behandlungs-Leitfaden Ryoho Shishin" von Chujiro Hayashi mit einigen Techniken sowie Tagebuchaufzeichnungen, Fotos, die Urkunde zur Reikilehrerin und das sehr lesenswerte Essay "Die Kunst des Heilens" von 1948 von Hawayo Takata.
Der Inhalt des "Grauen Buches" steht bei www.ReikiGreyBook.com.
Übrigens wurden die ersten Reikiseminare in Europa von der Amerikanerin Mary McFadyen, die eine der 22 von Hawayo Takata ausgebildeten Reikilehrerinnen und Reikilehrer war, 1981 in Hamburg und in Frankfurt am Main gegeben.
Die Verbreitung der Reikimethode in den USA, Kanada, Australien und Europa geschah von 1948 bis in die 2000er nur durch Hawayo Takata und die 22 von ihr ausgebildeten Reikilehrerinnen und Lehrer und deren Reikischülerinnen und Schüler sowie deren nachfolgenden Schülerinnen und Schüler.
Aus diesem Grund wird diese Form auch als "westliches Reiki", "westliche Reikilinie" oder "westliche Reikitradition" bezeichnet. Die neu entwickelten Techniken wie die Grundbehandlung mit den zwölf Handpositionen von Hawayo Takata oder der Chakrenausgleich von Arthur Robertson werden "westliche Reikitechniken" genannt.
Diese Form nach Hawayo Takata mit einer Technik im 1. Grad und zwei Techniken im 2. Grad wird bis heute in den USA, Kanada, Australien und Europa in fast allen Reikiausbildungen gelehrt.
Erst Ende der 1990er entstanden durch einige wenige amerikanische und europäische Reikilehrer die ersten Kontakte zu Reikilehrerinnen und Reikilehrer in Japan. Sie entdeckten dadurch die anderen von Mikao Usui gelehrten und im Westen unbekannten Reikitechniken, sowie eine Fülle an schriftlichen Material von beziehungsweise zu Mikao Usui und Chujiro Hayashi und der Reikimethode.
Dazu gehören beispielsweise das Handbuch "Hikkei" von Mikao Usui und der Behandlungsleitfaden „Shinshin Ryoko“ von Chujiro Hayashi, die Tagebücher von Hawayo Takata aus ihrer Zeit der Reikiausbildung sowie damalige japanische Reikibücher und Zeitungsberichte über die Reikimethode, über Mikao Usui und über seine Schüler und Schülerinnen.
Die Reikilehrerin Mieko Mitsui fand in Tokio das Familiengrab der Usuis, neben dem der einhundert Jahre alte und fast drei Meter hohe Gedenkstein steht. Das Foto oben mit dem Gedenkstein hinter dem alten Baum entstand 2019 bei meiner dritten Japanreise.
Der Stein ist von oben bis unten vollständig beschrieben. Nach Mikao Usuis Tod hatten seine Schüler ihn ein Jahr später, im Jahr 1927, neben dem Grab aufgestellt. Er hat eine umfangreiche Inschrift zu dem Leben und Wirken von Mikao Usui und zur Entwicklung der Reikimethode. Auch die "Gokai", die "Die fünf Grundsätze", im Deutschen werden sie "Die fünf Lebensregeln" genannt, stehen auf diesem Gedenkstein.
In Japan gab es in den 1980er und 1990er dreizehn Zweigstellen der von Mikao Usui gegründeten Reiki-Gesellschaft, der "Usui Gakkai". Ihre Mitglieder führten seit 1922 bis heute seine Arbeit und seine Ausbildungen unverändert weiter. Innerhalb der Gakkai finden regelmäßige Reikitreffen, Behandlungen und Ausbildungen statt.
Es gab und gibt auch die vielen Schülerinnen und Schüler der von Mikao Usui ausgebildeten zwanzig Lehrer, die unabhängig von der "Usui Gakkai" ebenfalls seine Reikimethode verbreiteten und in Japan Reikibücher veröffentlichten. Einer dieser zwanzig war beispielsweise Chujiro Hayashi.
Werden in Europa in Seminaren die Techniken von Mikao Usui oder von Chujiro Hayashi weitergegeben, dann wird das als "die japanischen Reikitradition" bezeichnet, vom "japanischen Reiki" oder der "japanischen Reikilinie" gesprochen und bei den Techniken von den "japanischen Reikitechniken".
Auf Grund dieser historischen Entwicklungen wird im westlichen Raum bei der Ausbildung in den 1. Grad, so wie es Hawayo Takata lehrte, die Technik der Handpositionen unterrichtet und im 2. Grad die Fernbehandlungstechnik und die Emotional-Mental-Harmonisierung, und üblicherweise keine weiteren von Mikao Usui gelehrten Techniken.
Allerdings wird zunehmend von einigen die eine oder andere Technik von Mikao Usui in Reikiseminaren vorgestellt, beispielsweise die "Gassho"-Technik oder die "Byosen"-Technik. Oder die Gokai, die fünf Lebensregeln, werden außer auf Deutsch auch auf Japanisch vermittelt.
Bei beiden Linien variieren nur die Techniken und einige Hintergrundinfos über die Methode.
Die Hauptsache, die Weitergabe der universellen, heilsamen, wunderbaren Reikienergie, ist bei den beiden Linien vollkommen gleich geblieben.
Die Gokai, die fünf Lebensregeln von Mikao Usui
Auf dem Foto stehen oben neben Mikao Usui die fünf Gokai mit der Unterschrift von Mikao Usui.
"Gokai" heißt übersetzt "Fünf Grundsätze", "Fünf Regeln", "Fünf Gebote".
Hierzulande sind die Gokai als "Die fünf Lebensregeln" bekannt.
Die zwei senkrechten Zeilen rechts auf dem Foto bedeuten übersetzt: "Eine Methode zum Einladen des Glücks und Heilmittel vieler Krankheiten". Dann kommen in den nächsten senkrechten Zeilen die fünf Gokai, links am Ende seine Unterschrit.
Seine Gokai lauten: "Kyo Dake Wa: Ikaru na. Shinpai suna. Kansha shite. Gyo-o hageme. Hito ni shinsetsu ni."
"Gerade heute: Ärger dich nicht. Sorge dich nicht. Sei dankbar. Arbeite hart. (Im Sinne von: Tue konsequent etwas für deine innere Entwicklung.) Sei freundlich zu den Lebewesen."
Mikao Usui sah die Gokai als eine "Methode zum Einladen des Glücks und Heilmittel vieler Krankheiten". Er fand, laut der Inschrift auf seinem Gedenkstein:
"Der Hauptzweck von Reiki Ryoho ist nicht nur das Heilen von Krankheiten, sondern auch den rechten Geist und Gesundheit zu haben, auf dass die Menschen daran Gefallen finden und Glück in ihrem Leben erfahren."
Phyllis Lei Furumoto
Phyllis Lei Furumoto (1948-2019) war die Tochter von Alice Emiko und die Enkelin von Hawaxo Takata. Sie wurde von Hawayo Takata 1975 zur Reikilehrerin ausgebildet.
Phyllis wuchs schon als Kind mit Reiki auf, da ihre Mutter Alice Emiko und ihre Oma Hawayo Reiki praktizierten.
Phyllis Lei Furumoto gründete zusammen mit den von ihrer Großmutter ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrern nach 1980 „The Reiki Alliance“, ein Verband für Reikipraktizierende. Er besteht bis heute, hat allerdings nicht mehr viele Mitglieder. Die meisten Reikipraktizierenden sind nicht Mitglied eines Reikiverbandes.
Phyllis Lei Furumoto wurde die Vorsitzende von diesem Verband und reiste ab da bis zu ihrem Tod 2019 durch die ganze Welt und gab überall Reikiseminare, um die Reikimethode weiter zu verbreiten.
Es gibt ein Nachlassarchiv von Hawayo Takata und Phyllis Lei Furumoto in der kalifornischen Universität Santa Barbara im Rahmen der „American Religions Collektion“. Dort kann man sich das Tagebuch von Hawayo Takata und viele weitere Reikidokumente und Fotos ansehen.
Dieses umfangreiche Archiv zur Reikimethode wurde von 2014 bis 2016 zusammengestellt von Phyllis Lei Furumoto und ihrer Ehefrau Joyce Winough.
Bei dem Archivieren waren mitbeteiligt Paul Mitchell, der ein naher Meisterschüler von Hawayo Takata war, und der Wissenschaftler Dr. phil. Justin Stein, der Mitglied in der von Mikao Usuis gegründeten „Reiki Gakkai“ ist.
Phyllis Lei Furumoto mit ihrer Großmutter Hawayo Takata in den 1980ern
Die Vorsitzende der "Reiki-Alliance" und Reikilehrerin Phyllis Lei Furumoto
Die Ehefrau von Phyllis Lei Furumoto, die Reikilehrerin Joyce Winough
Interessierst Du Dich für die Reiki-Techniken, die Mikao Usui lehrte?
Ich gebe sie als Reikilehrerin in 5. Generation nach Mikao Usui in Aufbau-Seminaren und im Onlinekurs weiter.